1m² Menschenrecht - Installation mit Bildern von Wolf Böwig

Veranstaltung 27. Oktober 2025

Großformatige Installation von Wolf Böwig vor der Bethlehemkirche in Hannover-Linden

Bis 28. September war die Installation vor der Bethlehemkirche - hier finden Sie nochmal alle Infos dazu

Die Evangelisch-lutherische Gesamtkirchengemeinde Linden- Limmer setzt im September 2025 ein spannendes Kunstprojekt um: Unter dem Titel „1m2 Menschenrecht“ wird auf den Außenflächen vor der Bethlehemkirche in Linden-Nord für 30 Tage eine Freiluft-Kunstinstallation aufgebaut.

Der Journalist und Fotograf Wolf Böwig macht mit seinen Fotos aus Kriegs- und Krisengebieten auf die Würde der menschlichen Existenz aufmerksam. Krieg, Gewalt und Flucht sind für die Be- troffenen real – für uns ereignen sie sich vor allem in imaginären Räumen. Die Installation von Wolf Böwig lädt ein: Erinnerungskultur leben – Menschenrechte bewahren.

Gerade die Bethlehemkirche, die von je her eine politische Tradition hat, eignet sich besonders als Ausstellungsort. Als Kirche im früheren Arbeitermilieu hat es in der Bethlehemgemeinde in ihrer fast 120-jährigen Geschichte stets Raum für Diskussionen zu menschenwürdigen Arbeits- und Lebensbedingungen gegeben. Heute bietet sie Raum für politische Diskussionen in Gottesdiensten und Veranstaltungen.

„Uns liegt das Projekt sehr am Herzen, da wir uns als Kirchengemeinde in der Verantwortung sehen, auf existenzielle Probleme in der Welt und vor Ort aufmerksam zu machen“, sagt Pastor Marcus Buchholz. Als sogenannte „Stimme der Schwachen“ habe Kirche die Aufgabe, den theologischen wie auch den gesellschaftspolitischen Stellenwert der Menschenwürde hervorzuheben. Insofern erfülle die Installation einen gesellschaftlichen Auftrag. In Kooperation mit Schulen vor Ort sowie der Arbeit mit Konfirmand*innen sollen Jugendliche einbezogen werden. 

Die Ausstellung wird am 30. August um 18 Uhr eröffnet. Chöre der Gesamtkirchengemeinde Linden-Limmer, Laudatorinnen aus der Kunstszene sowie der Landeskirche Hannovers sind dabei. Wolf Böwig bietet persönliche Führungen an. Bis zum 28. September finden Veranstaltungen und Gottesdienste zur Ausstellung statt. Förderer der Ausstellung sind die Hanns-Lilje-Siftung, die Hannover Stiftung der Sparkasse Hannover, die Linden Limmer Stiftung, der Kirchenkreis Hannover sowie private Förder*innen.

Rahmenprogramm zur Ausstellung:
30. August, 18 Uhr – Ausstellungseröffnung mit Chören der Gesamtkirchengemeinde. Inhaltliche Einführung: Pastorin Simone Liedtke Beauftragte für Kunst und Kultur der Landeskirche Hannovers, Gudrun Meischner, Vorstand Quartier e.V., Moderation: Pastor Marcus Buchholz, Führung durch die Ausstellung mit Fotograf Wolf Böwig
31. August, 18 Uhr – thematischer Abendgottesdienst - Wort & Musik, Bethlehemband, Pastor Buchholz, Pastorin Köhne
3. September, 19 Uhr - Animationsfilm: „Über Gewalt berichten“, Srebreniza, Ruanda, Monrovia … in der schwarzen Nacht eines Jahrhunderts der Völkermorde, wie Susan Sonntag unsere Zeit genannt hat, berichten Journalisten von Krieg und Gewalt. Pedro Rosa Mendes (Text) und Wolf Böwig (Foto), haben gemeinsam an den Schauplätzen der westafrikanischen Bürgerkriege des Charles Taylor als Reporter gearbeitet.  Verdammt zur passiven Zeugenschaft, drängen sich ihnen elementare Fragen auf: Wo liegen die Grenzen des Verstehens? Wie von Krieg und Gewalt berichten ohne abzustumpfen? Wie angesichts alptraumartiger Massaker ein Mensch bleiben?
7. September, 11 bis 16 Uhr - “say their names” - in Gedenken an die Toten durch Gewalt, Krieg und Vertreibung: Sprechcollage zur Ausstellung mit Open-Space, Austausch und Treffpunkt im Gemeindehaus
10. September, 19 Uhr - Spielfim: Capernaum, Stadt der Hoffnung. Dokumentarisch anmutender Spielfilm über einen zwölfjährigen Straßenjungen aus einem Armenviertel in Beirut, der bei einer Flüchtlingsfrau aus Äthiopien Unterschlupf findet und sich um deren kleinen Jungen kümmert. Als die Mutter nicht mehr auftaucht, ist er mit dem Kind auf sich gestellt.
17. September, 19 Uhr - Dokumentarfilm mit Einführung vom Dokumentations-& Informationszentrum Emslandlager: „Wenn ich in die Tiefe schaue“: Der Film behandelt die 15 Konzentrations-, Straf- und Kriegsgefangenenlager, die sich zwischen 1933 und 1945 im Emsland befanden. Ehemalige Häftlinge berichten von der Zwangsarbeit bei der Moorkultivierung. Besonders interessant sind die Straßeninterviews mit der Bevölkerung in den 90er Jahren sowie die Verwendung von Archivmaterial und Landschaftsaufnahmen.
14. September, 11 Uhr -  Gottesdienst in der Bethlehemkirche, mit Kantor Magnus Witting und Pastorin Köhne
20. September, 19 Uhr - „NICE TO HAVE – MENSCHENRECHTE“, Lesung mit Kersten Flenter und Henning Chadde, Machtworte Slampoetry und Live-Literatur in Hannover
24. September, 19 Uhr - Szenische Lesung „Nachbarn – Sie waren Freunde, gute sogar“ zum Thema „Demokratie und Umgang mit Populisten“, Arbeitsgruppe Lampedusa Hannover; Platzreservierung unter https://www.lampedusa-hannover.de/nachbarn-sie-waren-freunde-gute-sogar-bethlehemkirche-linden/
27. September, 19 bis 21 Uhr - Bethlehem Beats, Konzert mit Bands und Chören der Kirchengemeinde
28. September, 18 Uhr – Finissage mit thematischem Abendgottesdienst, Pastor Marcus Buchholz, Bethlehemband
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TV-Beitrag zur Ausstellung

Über Wolf Böwig

Wolf Böwig studierte Mathematik und Philosophie in Berlin, bevor er sich 1988 professionell der Fotografie zuwandte. Er hat in Osttimor, Burma, Indien, Bangladesh, Sri Lanka, Pakistan, Afghanistan, Tadjikistan, Uzbekistan, Turkmenistan, Äthiopien, Somalia, Ruanda, DR Congo, Guinea Bissau, Sierra Leone, der Elfenbeinküste, Namibia, Südafrika, Kuba und auf dem Balkan für führende europäische Magazine und Zeitungen gearbeitet und über vierzig Kriege und Konflikte fotografisch begleitet. Seine Reportagen wurden vielfach ausgezeichnet. Er arbeitet an drei Langzeitprojekten in Afrika, Asien und Europa.

 

LEBENSLAUF

Wolf Böwig, geboren 1964

Studium der Mathematik und Philosophie, Berlin

Fotojournalist seit 1988 mit Schwerpunkt Langzeitdokumentation in Kriegs- und Krisengebieten für Zeitschriften und Magazine (Weltwoche, Facts, NZZ, FAZ, Le Monde, Liberation, Internationale, El Pais, The Independent, Guardian, Stern, taz, Le Monde, Diplomatique, NYTimes, Lettre International, mare, Visao, private, Publica, LFI, Expresso) 

seit 1994

Fotografie/Animation/Illustration: analog und digital

1994

Gründungsmitglied Reporter ohne Grenzen, Berlin

1994–1997

chim – Galerie und Agentur für Fotografie

1995–1999

Lookat Photos, Schweiz

1999–2000

Contrasto, Italien

2004–2005

Ostkreuz, BRD

seit 2014

Foto- und Presseagentur Focus, BRD

Medienübergreifende Konzepte und Projekte mit NGOs, Theatern und Zeichnern 

 

„Was mich am meisten berührt an Wolf Böwig ist, dass er hadert, dass es ihm selbst nie reicht. Dass er nie genug hat von einer Gegend, dass er sich nicht abschrecken lässt, dass er nie zufrieden ist, dass er nicht akzeptieren will, dass geschieht, was geschieht, dass es hier so wenige umtreibt, dass er auch an seinen eigenen Instrumenten, seinen Bildern, seiner Arbeit zu zweifeln scheint – und deswegen die Sprache, in der er von diesen Gegenden erzählt, weiterentwickelt.“ (Carolin Emcke, Berlin zur Ausstellungseröffnung NAH IST DAS LAND, DAS SIE DAS LEBEN NENNEN, am 7. November 2018, Galerie–Peter–Sillem) 

 

„Wolf Böwigs Einzigartigkeit beruht auf der Tatsache, dass sein Fotojournalismus eine radikale Form der Selbstüberwindung darstellt. Er widersteht dem Nihilismus, obwohl er ständig in engste Berührung mit den verschiedensten Formen menschlicher Bestialität kommt.“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25. Januar 2018 Artikel: WAHRHAFTIG SEIN, AUGE IN AUGE von Pedro Rosa Mendes, Geneve)